MM TIMBER LOG: Der Kreislauf für unsere Zukunft
Der Faktencheck ist eindeutig und das Ergebnis bekannt: Holz hat unter allen Baumaterialien den kleinsten ökologischen Fußabdruck und bindet das schädliche Treibhausgas CO2. Im Kampf gegen den Klimawandel müssen wir das unbedingt nutzen, für uns und die Zukunft unserer Kinder, ist Richard Stralz, CEO der Mayr-Melnhof Holz Gruppe, überzeugt.
Pressiert es wirklich um unsere Zukunft?
Richard Stralz: Unser Klima hat sich schon verändert und verändert sich auch weiterhin. Die Wetterkapriolen der letzten Monate und Jahre führen uns den Ernst der Lage eindrücklich vor Augen: Wir müssen handeln, bevor es zu spät ist. Holz ist dabei ein natürlicher Mitstreiter – wenn wir es sinnvoll kaskadisch nutzen und unsere Wälder nachhaltig bewirtschaften.
Die Waldbewirtschaftung nimmt eine wesentliche Rolle ein?
Natürlich, denn nur ein bewirtschafteter Wald ist ein klimafitter Wald und kann den unbedingt notwendigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Schon nach wenigen Jahrzehnten, in denen ein Wald sich selbst überlassen wurde, wird aus dem CO2-Speicher Wald ein durch die Verrottungsprozesse verursachter Netto-CO2-Emittent. Die richtige Waldpflege mit Durchforstung und zeitgerechter Holzernte sowie das Wiederaufforsten der abgeernteten Waldflächen in der richtigen Baumartenverteilung sichern dagegen den Wald als Kohlenstoffspeicher und Sauerstoffproduzenten ab. Junge Wälder zwischen 40 bis 60 Jahren nehmen dabei am meisten CO2 auf. Durch diese nachhaltige Bewirtschaftung wird der Wald zudem als artenreiches Ökosystem erhalten.
Nachhaltigkeit in der Holzverwendung bedeutet Langfristigkeit?
Stimmt, und es bedeutet eine stufenweise Nutzung. Es ist unsere Pflicht, uns und unseren Kindern und Enkelkindern gegenüber, sinnvoll, nachhaltig und ökologisch mit unseren Ressourcen umzugehen, das betrifft aber alle natürlichen Ressourcen. Sinnvoll bezieht sich auf die Art des Einsatzes eines Materials und wird von den Eigenschaften des Rohstoffs bestimmt. Der Bau eines Kellers aus Holz ist beispielsweise nicht sinnvoll. Dagegen macht der Einsatz von Brettsperrholz als tragende Wand oder Decke, eine Stütze oder ein Träger aus Brettschichtholz – hier sind schon Spannweiten bis über 50 Metern möglich – Sinn. Nachhaltig und ökologisch beziehen sich auf die kaskadische Nutzung des Rohstoffs über die längst mögliche Lebensdauer. Das heißt, wir müssen immer mit dem höchstwertigen Einsatz beginnen, die thermische Verwertung steht ganz am Ende der Kaskade nach jahrzehntelanger stofflicher Nutzung des Werkstoffes in verschiedenen Produkten.
Häuser aus Holz sind also ein Teil der Lösung des Klimaproblems?
Wir müssen uns vor Augen halten: Ein Kubikmeter Holz bindet rund eine Tonne CO2. Holznutzung schafft also einen zweiten Wald, da der Kohlenstoff im verarbeiteten Material gespeichert bleibt. Gleichzeitig wachsen durch die Aufforstung neue Bäume nach, die wiederum Kohlenstoff speichern und Sauerstoff an die Umgebung abgegeben. Das ist der Kreislauf für unsere Zukunft. Klimaschonendes Bauen setzt bei der Vermeidung von CO2 an, denn die Verwendung von Holz beim Bauen hat einen wichtigen Substitutionseffekt: Holz hat bauphysikalisch hervorragende Eigenschaften und kann vielfach andere Materialien ersetzen, die in der Herstellung CO2-intensiv und nicht nachwachsend sind. Angesprochen habe ich bereits Wände, Decken, Träger, Stützen. Holz istbezogen auf seine Festigkeit sehr leicht an Gewicht, somit ideal für die städtische Nachverdichtung, den Ausbau von Dachböden und für Aufstockungen, da hier wesentliche geringere Gewichte von der bestehenden Hausstruktur aufgenommen werden müssen. Die Substitution von anderen Baumaterialien ist der größte Hebel für den Klimaschutz. Die in Österreich aus österreichischem Holz hergestellten Produkte ersparen pro Jahr rund acht Millionen Tonnen CO2, das entspricht etwa zehn Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen Österreichs in einem Jahr.
Haben wir denn genug Holz für den Bau zur Verfügung?
Allein in Österreich wächst alle 30 Sekunden so viel Holz nach, dass man damit ein Einfamilienhaus bauen kann. Der Waldbestand ist bei uns in den letzten 25 Jahren um 23 Prozent gestiegen, im restlichen Europa sogar um noch mehr. Wir wissen, dass etwa ein Drittel der CO2-Produktion weltweit auf die Zement- und Stahlproduktion entfällt. Wenn wir etwas für das Klima tun wollen, müssen wir mehr Holz in langlebigen Holzprodukten verwenden, im privaten vor allem aber im öffentlichen Bereich wie in Kindergärten, Schulen, Pflegeeinrichtungen, etc., daher ein großer Appell an die Politik: Es müssen jetzt bessere und zukunftsfähige Rahmenbedingungen für die Holznutzung geschaffen werden. Holz haben wir genug, und das regional verfügbar.
Artikel erschienen in: https://www.businessmonat.at/jaenner-2024/der-kreislauf-fuer-die-zukunft